Dr. Zeuner :Das Lehrmaterial "Einführung in die Landeskundedidaktik" - Von der Broschüre zum hybriden Lernarrangement
3.3. Didaktische Transformation und Strukturierung der LernangeboteDie Lehrveranstaltung "Einführung in die Landeskundedidaktik" war seit Einführung des Studiengangs "Magister DaF" an der TU Dresden 1992 als Einführungsvorlesung konzipiert. Dabei sammelte sich einerseits immer mehr Material beim Autor dieses Beitrages, der die Vorlesung hält, an. Dieses Material enthielt wichtige Lerninhalte, war aber aufgrund der oben skizzierten Bibliothekssituation den Studierenden nicht oder nur sehr schwer zugänglich, so dass ein Nacharbeiten der Vorlesungsmitschrift schwierig bis unmöglich war. Andererseits erforderte auch die oben skizzierte Situation und Heterogenität der Zielgruppe Überlegungen zur Verbesserung des Lernangebots. Eine Zusammenfassung und Aufarbeitung des vorhandenen Grundlagenmaterials in Form einer vorlesungsbegleitenden Broschüre hätte folgende Vorteile:
Aus diesen Überlegungen heraus entstand eine vorlesungsbegleitende Broschüre, die die oben dargestellten fachlichen Inhalte zusammenfasst und nochmals gegliedert kommentierend und teilweise problematisierend darstellt, so dass für die Lernenden Schwerpunkte zu erkennen sind und beim Bearbeiten den Lernzielen entsprechend auch eine Problemsicht entstehen kann. Diese zusammenfassende Auswahl sowie kommentierende und problematisierende Darstellungsweise war dem Autor besonders wichtig und unterscheidet das Material von einfachen "Readern", die einfach Kopien von Fachartikeln zusammenstellen. Im Februar 1999 wurde das Lernmaterial nochmals überarbeitet, durch neue Erkenntnisse aus der Fachliteratur ergänzt und um das Kapitel 9 "Internet und Landeskunde" erweitert. Das Inhaltsverzeichnis dieser überarbeiteten Broschüre vom Februar 1999 kann einen ersten Eindruck vom Lernmaterial vermitteln: Inhaltsverzeichnis der Broschüre "Landeskunde und interkulturelles Lernen. Eine Einführung". Letzte Fassung vom Februar 1999: 1. Landeskunde im fremdsprachlichen Deutschunterricht - was ist das eigentlich? Zum Begriff und wichtigen didaktischen Konzepten von Landeskunde 2. Kognitive Landeskunde - interkulturelle Landeskunde: Eine Gegenüberstellung 3. Lehr- und Lernziele für interkulturelles Lernen 4. Landeskundliche Stoffauswahl 5. Methoden landeskundlicher Arbeit im fremdsprachlichen Deutschunterricht 6. Evaluation 7. Literatur und Landeskunde 8. Landeskunde in Lehrwerken für Deutsch als Fremdsprache - landeskundliche Materialien (Dossiers) 9. Internet und Landeskunde/interkulturelles Lernen 10. Literatur Es mag eingewendet werden, dass durch diese Broschüre zu wenig Originalliteratur - eben die in "Readern" kopierten Fachartikel - gelesen würde. Dieser Einwand lässt sich zum einen durch die bekannte Tatsache entkräften, dass zu einer Didaktisierung nicht nur die Stoffaus-wahl, sondern auch die Schwerpunktsetzung und Vereinfachung gehört, was besonders für eine Einführungsveranstaltung ins Fach wichtig ist, die einen ersten Überblick und Einstieg bieten soll. Zum anderen wird spätestens in der Vorbereitung auf die Zwischenprüfung nach dem vierten Semester auch das Literaturverzeichnis benutzt und die eine oder andere Originalquelle studiert. Und schließlich bieten die anschließenden, oben skizzierten Seminarangebote nach dem Einführungskurs Gelegenheit, Originalliteratur zu studieren, die sicher besser verstanden und eingeordnet wird, wenn durch den Einführungskurs eine gewisse fachliche und begriffliche Struktur in die Köpfe der Studenten gelangt ist. Trotz der Broschüre und trotz des Versuches, die Studierenden in der Vorlesung zum Mitdenken zu bewegen, verdichteten sich in den letzten Jahren die Hinweise darauf, dass in einer Vorlesung - und sei sie auch durch ein Lernmaterial ergänzt - nicht alle für diesen Einführungskurs relevanten Lehrziele zu erreichen sind. Besonders die Ziele im Bereich der intellektuellen Fertigkeiten und kognitiven Strategien, aber auch affektive Lehrziele sind nur bei Studierenden zu erreichen, die sich der Mühe des Mitdenkens während der Vorlesung unterziehen, die Angebote des Vortragenden zur Problematisierung und zum Nachdenken annehmen und die die Vorlesungsinhalte regelmäßig nacharbeiten. Das ist jedoch bei der Mehrheit der Hörer, die die Vorlesung als Pflichtveranstaltung mit Klausur belegen, nicht zu erwarten. Hier herrscht eher der Anspruch vor: Unterhalt uns ein bisschen und gib uns möglichst viele Fakten, die wir auswendig lernen können, um die Klausur zu bestehen. Diese Situation soll im nächsten Kapitel weiter problematisiert werden. |