Dr. Zeuner :Das Lehrmaterial "Einführung in die Landeskundedidaktik" - Von der Broschüre zum hybriden Lernarrangement
3. Lehrveranstaltung "Einführung in die Landeskundedidaktik"Die Lehrveranstaltung "Einführung in die Landeskundedidaktik" wird seit einigen Jahren traditionell als Vorlesung angeboten, die zu Beginn des Studiums in das Fachgebiet einführen soll und mit einem vertiefenden Seminar I ergänzt wird. Zur Darstellung der Konzeption dieser Lehrveranstaltung werden im folgenden die Faktoren charakterisiert, "die grundsätzlich bei der didaktischen Planung zu berücksichtigen sind:
Die Charakterisierung dieser Faktoren wird zu einer Problematisierung der Tatsache führen, dass die Lehrveranstaltung als traditionelle Vorlesung angeboten wird. Aus dem sich daraus ergebenden Bildungsproblem soll im weiteren die Überarbeitung des zur Vorlesung gehörenden Studienmaterials zur multimedialen Lernumgebung begründet werden. 3.1. Merkmale der ZielgruppeZur Charakterisierung der Zielgruppe können laut Kerres (1999, 11) folgende Merkmale herangezogen werden:
Die Einführungsveranstaltung wird von sehr verschiedenen Studierenden besucht:
Dabei ist ein wechselndes Verhältnis von deutschen und ausländischen Studierenden zu beobachten, wie die folgende Übersicht über die Zusammensetzung der eingeschriebenen Hörer der letzten drei Vorlesungen zeigt:
Trotz dieser Heterogenität der Studierenden kann davon
ausgegangen werden, dass das fachliche Vorwissen in Bezug auf moderne
Fragestellungen der Landeskundedidaktik bei allen nicht vorhanden ist, da alle
Teilnehmenden erst beginnen, Deutsch als Fremd/Zweitsprache zu studieren und
demzufolge in den Teilbereich Landeskunde eingeführt werden müssen.
Die Heterogenität der Studierenden bedingt auch unterschiedliche Motivationen und Lerngewohnheiten. Aus der Erfahrung der letzten Jahre heraus kann jedoch gesagt werden, dass bei den meisten Studierenden, die die Lehrveranstaltung belegen, eine extrinsische Motivation überwiegt, d.h. die meisten lernen, weil die Lehrveranstaltung Pflicht und deshalb eine Klausur zu bestehen ist. Nur ein geringerer Teil setzt sich von Anfang an aus Interesse an der Sache mit dem Lerngegenstand auseinander. Die Lernerfahrungen und Lerngewohnheiten sind demgegenüber sehr unterschiedlich, bedingt durch das unterschiedliche Alter und die unterschiedliche kulturelle Herkunft der Studierenden:
Unterschiede in der Lerndauer sind bedingt durch die verschiedenen Semester, in denen die Studierenden die Einführungsveranstaltung belegen. Die Magisterstudenten müssen im ersten, spätestens im zweiten Semester diese Einführungsveranstaltung besuchen, haben also noch keine oder wenig Erfahrung mit universitärem Lernen. Lehramts- und German-Studies-Studierende belegen den Einführungskurs normalerweise nach dem Grundstudium in anderen Fächern, d.h. sie haben bereits mindestens 4 Semester studiert. Die Lehrer in der DaZ-Weiterbildung wiederum haben in den meisten Fällen in den letzten Jahren eher praktische Lehr- als Lernerfahrung sammeln können. Auch die Einstellungen zum Lerngegenstand und die Erfahrungen der Studierenden sind höchst unterschiedlich. Nach mehrjähriger Beobachtung scheint die Studienfachwahl im geisteswissenschaftlichen Bereich bei einer ganzen Reihe von Studierenden eher nicht dadurch geprägt zu sein, dass sie großes Interesse für das Fach haben - sie studieren zunächst einmal DaF, weil ihnen nichts besseres einfällt, als Übergangslösung oder um irgendetwas zu machen. Solche Studierenden haben sicher eine eher abwartende bis uninteressierte Einstellung zum Fach - ganz im Unterschied zu den meisten ausländischen Studierenden, die extra für ein DaF- oder German-Studies-Studium nach Deutschland gekommen sind. Auch ein Lehrer, der mit einer DaZ-Weiterbildung hofft, seinen Arbeitsplatz sicherer machen zu können, hat eine andere Einstellung zum Lerngegenstand, als ein Studierender, der gar nicht weiß, warum er überhaupt gerade dieses Fach studiert - und der Lehrer kann aufgrund seiner praktischen Erfahrungen Theorie u.U. besser verstehen und einordnen als der Studierende, der sich fragt, warum er eigentlich dieses "ganze theoretische Zeug" lernen soll. Lernorte und Medienzugang als letzte Charakterisierungsmerkmale sind dagegen für alle Studierenden gleich: Präsensveranstaltungen im Hörsaal bzw. Seminarräumen, die zumindest in den nach 1990 gebauten Lehrgebäuden auch medientechnisch gut ausgerüstet sind. Selbststudium in der Bibliothek oder zu Hause, wobei die Möglichkeit der Bibliotheksnutzung eher kritisch zu sehen ist. Die geistes- und sozialwissenschaftlichen Bestände befinden sich seit ca. 1991 im Aufbau (vorher war die TU wirklich eine reine technische Universität) und in 10 Jahren kann keine Vollständigkeit in diesen Bereichen erwartet werden. Zudem befindet sich die Bibliothek bis zu Fertigstellung des Neubaus 2002 in einem Provisorium, in dem es nicht immer leicht fällt, das Buch, was man gerade braucht, auch zu finden - zumal viele Bücher nur in einem Exemplar vorhanden sind. Jedenfalls ist nicht davon auszugehen, dass Studierende wichtige Literatur zur Vorlesung in der Bibliothek tatsächlich immer vorfinden. Computerpools hingegen sind vorhanden (wenn auch nicht immer ohne Wartezeit zu nutzen), die meisten Studierenden nutzen jedoch auch zu Hause einen Computer, jeder Student erhält ein Login auf dem Universitätsserver und die meisten Studentenwohnheime besitzen zudem einen kostengünstigen Internetzugang. |