In der Rubrik „Berichte“ werden wichtige vom
ZfI durchgeführte Veranstaltungen des vergangenen Quartals
besprochen.
Veranstaltungsreihe „Courage – wissen, sehen, handeln!“ wird fortgesetzt
Die TU Dresden schaut hin. Die Zahl rassistischer
Übergriffe ist in den letzten Jahren in Dresden massiv
gestiegen. Häufig werden die Betroffenen damit alleine gelassen,
Umstehende greifen nicht ein und niemand sagt etwas. Dies hat
verschiedene Gründe: Rassismus wird nicht erkannt, Zeug*innen von
Übergriffen wissen nicht, was sie tun können oder haben Angst,
selbst Opfer zu werden.
Hier setzt die Veranstaltungsreihe „Courage – wissen, sehen, handeln!“ der TU
Dresden an, die das Internationale Büro des Bereichs Geistes-
und Sozialwissenschaften im Herbst 2016 ins Leben gerufen hat
und die nun vom Zentrum für Integrationsstudien fortgeführt
wird.
Zivilcourageworkshops, Argumentationstrainings und
Empowerment-Seminare haben im vergangenen Semester praktische
Handlungsempfehlungen für Betroffene und Zeugen rassistischer
Übergriffe gegeben. Im Mittelpunkt der Workshops standen Fragen,
die sich jede*r schon gestellt hat: Was kann ich tun, wenn ich
Zeug*in eines rassistischen Übergriffs werde? Was darf ich tun?
Wie argumentiere ich schlagfertig gegen rechte Parolen? Wie gehe
ich als Betroffene*r mit
Rassismus um?
Ergänzt wurde das Programm durch
Vorträge namhafter Expert*innen, wie etwa Wilhelm Heitmeyer,
langjähriger Direktor des Instituts für interdisziplinäre
Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld, und
Kerim Fereidooni, welcher zum Thema "Diskriminierungs- und
Rassismuserfahrungen von Lehrkräften im Schulwesen" referierte. Ein Kulturprogramm mit Lesungen, Filmen,
Poetry Slam und vielem mehr lud zum Nachdenken ein und eröffnete
neue Perspektiven auf Diskriminierung und den Umgang mit ihr.
Die Veranstaltungsreihe stieß auf große
Nachfrage innerhalb der Universität und auch darüber hinaus. Sie
wird im Herbst 2017 federführend vom Zentrum für Integrationsstudien
umgesetzt in Zusammenarbeit mit "We Care" - der neuen Anlaufstelle
für von rassistischer Diskriminierung Betroffene an der TU
Dresden. Erneut stehen Workshops zu den Themen Zivilcourage
und Empowerment ebenso auf dem Programm wie Vorträge und
kulturelle Veranstaltungen. Neu hinzu kommt eine
Bürger*innensprechstunde, in der Wissenschaftler*innen auf Fragen der
Dresdner Bevölkerung eingehen. Die unlängst publizierte
Broschüre „Auf dem Weg zur inklusiven Universität“ soll im
Rahmen dieses Projektes ins Englische übertragen werden.
Organisiert wird die Veranstaltungsreihe
in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an sachsen- und bundesweit
agierenden Akteur*innen der politischen und gesellschaftlichen
Bildung.
Die Finanzierung erfolgt aus dem
Initiativbudget des Sächsischen Staatsministeriums für
Wissenschaft und Kunst.
Claudia Müller
Ringvorlesung EUROPA IM FLUSS
Im
Wintersemester 2016/2017 wurde vom neu gegründeten Zentrum für
Integrationsstudien des Bereichs Geistes- und
Sozialwissenschaften an der TU Dresden eine Ringvorlesung
ausgerichtet, welche unter dem Titel EUROPA IM FLUSS
unterschiedliche Perspektiven auf Migration und kulturellen Wandel
darstellte. Im Rahmen dieser Vorlesung wurde das Thema aus den
unterschiedlichen Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften
wissenschaftlich fundiert bearbeitet.
So wurden zum Auftakt der 12
Veranstaltungen umfassenden Reihe von Frau Prof. Gomolla
(Universität
Hamburg) wichtige Erkenntnisse aus dem Bereich der soziologischen
Bildungsforschung präsentiert. Drei Veranstaltungen im Rahmen der
Reihe warfen mit den Referenten
Herrn Prof. Holtemöller (IWH
Halle), Herrn Prof. Zimmermann (Universität
Bonn) sowie Herrn Prof. Bauer (RWI Essen) Schlaglichter aus dem
Bereich der Wirtschafts- und Arbeitsmarktforschung auf die
Themenfelder Integration und Migration. In drei weiteren
Veranstaltungen wurde die Bedeutung von kultureller Identität und
kulturellen Werten für eine gelungene Integration aus
unterschiedlichen Fachkontexten heraus beleuchtet. So diskutierte
Herr Prof. Peifer (Universität Köln) die
rechtswissenschaftliche Debatte um den Schutz des
Persönlichkeitsrechts, Frau Prof. Röseberg (Universität Halle)
die kulturwissenschaftliche Perspektive einer kulturellen
Globalisierung um das Konzept der All-Welt von Edouard Glissant und
Frau Dr. Çakir (Universität
Frankfurt) eine spezifische Fragestellung der Genderforschung.
Aber auch die Migrationsgeschichte Deutschlands war zentraler
Gegenstand in drei Veranstaltungen der Reihe. Einerseits wurden
dabei mit Frau Dr. Zloch (Institut für Schulbuchforschung
Braunschweig) und Frau Prof. Flam (Universität Leipzig) die
historische und soziologische Perspektive auf Migrationsströme nach
Deutschland hinterfragt und andererseits wurde mit dem
Politikwissenschaftler Herr Prof. Joppke (Universität Bern) die
westeuropäische Integrationspolitik andiskutiert. Mit dem spannenden
Vortrag aus dem Fach Kommunikationswissenschaften von Herrn Prof.
Hagen (TU Dresden) erfolgt darüber hinaus ein Brückenschlag zu dem
wichtigen Thema der Konstruktion von Migration und
Migrationsursachen durch Medien und deren gesellschaftlicher
Bedeutung.
Die Grundidee dieser Vorlesungsreihe war es, den disziplinübergreifenden wissenschaftlich-fundierten Austausch zu den Themenfelder Integration und Migration an der TU Dresden und in der Stadtgesellschaft Dresden weiter anzustoßen. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner Kunsthaus Dresden wurden daher auch einige Veranstaltung direkt in die Stadt verlegt und die Vortragsreihe um einen interessanten Vortrag des britisch-kanadischen Autors und Journalisten Dough Saunders mit dem Titel „ARRIVING IN THE CITY: How Immigrants Change from Outsiders to Citizens an Neighbours“ bereichert.
Das Ringvorlesung wurde unterstützt aus Mitteln des
Zukunftskonzepts der TU Dresden, finanziert aus der
Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder und gefördert durch
das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK).
Dr. Ina Krause
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