Newsletter
Zentrum für Integrationsstudien (ZfI)
1 / April 2017
tu-dresden.de/zfi
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In der April-Ausgabe des Newsletters des Zentrum für Integrationsstudien finden Sie aktuelle Informationen zu folgenden Themen:

Editorial

Gut gestartet!

Die Unterstützung seitens der Sächsischen Staatsministerien und des Rektorates der TU Dresden, aber auch die Erwartungen und Anforderungen ans Zentrum für Integrationsstudien, kurz ZfI, waren von Anfang an hoch. Bei der Eröffnungsfeier am 30. September 2016 nannte Prof. Dr. Naika Foroutan die neu gegründete Einrichtung „das erste postmigrantische Zentrum Deutschlands“ und umspannte den anspruchsvollen Aufgabenbereich mit ihrer Definition: „Eine postmigrantische Integration ist die Ermöglichung von Anerkennung, Chancengleichheit und Teilhabe in Vielfaltsgesellschaften. Als Akronym kann man sich das Wort ACTIV merken.“

Es versteht sich von selbst, dass entsprechende Themen und Projekte vor allem interdisziplinär zu situieren sind. Und genau in der Vernetzung und Zusammenarbeit liegt die Stärke des ZfI: Strukturell angebunden an den Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften der TU Dresden, besteht das ZfI aus einem Zusammenschluss von Forscher*innen, die in interdisziplinärer Perspektive zu Fragen der strukturellen, kulturellen und sozialen Integration im Einwanderungsland Deutschland arbeiten. Das ZfI versteht sich dabei als Vernetzungsakteur, der in unterschiedlichen Arbeitsfeldern den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu initiieren und durch kontinuierliche Vermittlungsangebote zu fördern sucht.

Das ZfI ist bereits jetzt keine Unbekannte mehr: Projekte werden eingereicht, Gelder bewilligt und Vorhaben konkret umgesetzt. Darüber, dass der Start gelungen ist, wichtige Prozesse angestoßen und erste Ergebnisse sichtbar werden, können Sie sich in diesem ersten Newsletter ein Bild machen. Der Newsletter wird vierteljährlich erscheinen. Ich hoffe und bin gleichzeitig überzeugt davon, dass er weiterhin beeindruckende Informationen bereithält. Großer Dank und ein anerkennendes „Chapeau!“ gebührt den Personen, die diesem Zentrum den Weg ebneten, dem ZfI-Kernteam sowie den Personen und Institutionen, die sich mit dem ZfI vernetzen und aktiv Integration betreiben. In diesem Sinne: Weiter so!

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Dr. Sara Hägi-Mead
Leiterin Forschung
TU Dresden
Zentrum für Integrationsstudien

Berichte

In der Rubrik „Berichte“ werden wichtige vom ZfI durchgeführte Veranstaltungen des vergangenen Quartals besprochen.

Veranstaltungsreihe „Courage – wissen, sehen, handeln!“ wird fortgesetzt

Die TU Dresden schaut hin. Die Zahl rassistischer Übergriffe ist in den letzten Jahren in Dresden massiv gestiegen. Häufig werden die Betroffenen damit alleine gelassen, Umstehende greifen nicht ein und niemand sagt etwas. Dies hat verschiedene Gründe: Rassismus wird nicht erkannt, Zeug*innen von Übergriffen wissen nicht, was sie tun können oder haben Angst,
selbst Opfer zu werden. Hier setzt die Veranstaltungsreihe „Courage – wissen, sehen, handeln!“ der TU Dresden an, die das Internationale Büro des Bereichs Geistes- und Sozialwissenschaften im Herbst 2016 ins Leben gerufen hat und die nun vom Zentrum für Integrationsstudien fortgeführt wird.

Zivilcourageworkshops, Argumentationstrainings und Empowerment-Seminare haben im vergangenen Semester praktische Handlungsempfehlungen für Betroffene und Zeugen rassistischer Übergriffe gegeben. Im Mittelpunkt der Workshops standen Fragen, die sich jede*r schon gestellt hat: Was kann ich tun, wenn ich Zeug*in eines rassistischen Übergriffs werde? Was darf ich tun? Wie argumentiere ich schlagfertig gegen rechte Parolen? Wie gehe ich als Betroffene*r mit Rassismus um?

Ergänzt wurde das Programm durch Vorträge namhafter Expert*innen, wie etwa Wilhelm Heitmeyer, langjähriger Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld, und Kerim Fereidooni, welcher zum Thema "Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen von Lehrkräften im Schulwesen" referierte. Ein Kulturprogramm mit Lesungen, Filmen, Poetry Slam und vielem mehr lud zum Nachdenken ein und eröffnete neue Perspektiven auf Diskriminierung und den Umgang mit ihr.

Die Veranstaltungsreihe stieß auf große Nachfrage innerhalb der Universität und auch darüber hinaus. Sie wird im Herbst 2017 federführend vom Zentrum für Integrationsstudien umgesetzt in Zusammenarbeit mit "We Care" - der neuen Anlaufstelle für von rassistischer Diskriminierung Betroffene an der TU Dresden. Erneut stehen Workshops zu den Themen Zivilcourage und Empowerment ebenso auf dem Programm wie Vorträge und kulturelle Veranstaltungen. Neu hinzu kommt eine Bürger*innensprechstunde, in der Wissenschaftler*innen auf Fragen der Dresdner Bevölkerung eingehen. Die unlängst publizierte Broschüre „Auf dem Weg zur inklusiven Universität“ soll im Rahmen dieses Projektes ins Englische übertragen werden.

Organisiert wird die Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an sachsen- und bundesweit agierenden Akteur*innen der politischen und gesellschaftlichen Bildung.

Die Finanzierung erfolgt aus dem Initiativbudget des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.

Claudia Müller

Ringvorlesung EUROPA IM FLUSS

Im Wintersemester 2016/2017 wurde vom neu gegründeten Zentrum für Integrationsstudien des Bereichs Geistes- und Sozialwissenschaften an der TU Dresden eine Ringvorlesung ausgerichtet, welche unter dem Titel EUROPA IM FLUSS unterschiedliche Perspektiven auf Migration und kulturellen Wandel darstellte. Im Rahmen dieser Vorlesung wurde das Thema aus den unterschiedlichen Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften wissenschaftlich fundiert bearbeitet.

So wurden zum Auftakt der 12 Veranstaltungen umfassenden Reihe von Frau Prof. Gomolla (Universität Hamburg) wichtige Erkenntnisse aus dem Bereich der soziologischen Bildungsforschung präsentiert. Drei Veranstaltungen im Rahmen der Reihe warfen mit den Referenten  Herrn Prof. Holtemöller (IWH Halle), Herrn Prof. Zimmermann (Universität Bonn) sowie Herrn Prof. Bauer (RWI Essen) Schlaglichter aus dem Bereich der Wirtschafts- und Arbeitsmarktforschung auf die Themenfelder Integration und Migration. In drei weiteren Veranstaltungen wurde die Bedeutung von kultureller Identität und kulturellen Werten für eine gelungene Integration aus unterschiedlichen Fachkontexten heraus beleuchtet. So diskutierte Herr Prof. Peifer (Universität Köln) die rechtswissenschaftliche Debatte um den Schutz des Persönlichkeitsrechts, Frau Prof. Röseberg (Universität Halle) die kulturwissenschaftliche Perspektive einer kulturellen Globalisierung um das Konzept der All-Welt von Edouard Glissant und Frau Dr. Çakir (Universität Frankfurt) eine spezifische Fragestellung der Genderforschung.

Aber auch die Migrationsgeschichte Deutschlands war zentraler Gegenstand in drei Veranstaltungen der Reihe. Einerseits wurden dabei mit Frau Dr. Zloch (Institut für Schulbuchforschung Braunschweig) und Frau Prof. Flam (Universität Leipzig) die historische und soziologische Perspektive auf  Migrationsströme nach Deutschland hinterfragt und andererseits wurde mit dem Politikwissenschaftler Herr Prof. Joppke (Universität Bern) die westeuropäische Integrationspolitik andiskutiert. Mit dem spannenden Vortrag aus dem Fach Kommunikationswissenschaften von Herrn Prof. Hagen (TU Dresden) erfolgt darüber hinaus ein Brückenschlag zu dem wichtigen Thema der Konstruktion von Migration und Migrationsursachen durch Medien und deren gesellschaftlicher Bedeutung.

Die Grundidee dieser Vorlesungsreihe war es, den disziplinübergreifenden wissenschaftlich-fundierten Austausch zu den Themenfelder Integration und Migration an der TU Dresden und in der Stadtgesellschaft Dresden weiter anzustoßen. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner Kunsthaus Dresden wurden daher auch einige Veranstaltung direkt in die Stadt verlegt und die Vortragsreihe um einen interessanten Vortrag des britisch-kanadischen Autors und Journalisten Dough Saunders mit dem Titel „ARRIVING IN THE CITY: How Immigrants Change from Outsiders to Citizens an Neighbours“ bereichert.

Das Ringvorlesung wurde unterstützt aus Mitteln des Zukunftskonzepts der TU Dresden, finanziert aus der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder und gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK).

Dr. Ina Krause

Forschung

Die Rubrik „Forschung“ stellt ein aktuelles am ZfI bearbeitetes Forschungsprojekt vor und gibt Einblicke in aktuelle Forschungsfragen.

Politische Bildung für Geflüchtete

Mit dem Ziel, einen Beitrag zum Gelingen von Integrationsprozessen zu leisten, sind in den letzten Jahren zahlreiche Angebote zur Integration und Orientierung von Menschen mit Zuwanderungs- und Fluchtgeschichte neu entwickelt und bereitgestellt worden. Bei diesen Angeboten handelt es sich u. a. um Online-Erklärvideos, Broschüren und Orientierungskursmaterialien, in denen bereits verschiedene Absichten deutlich werden.

Im Rahmen eines Dissertationsprojekts setzt sich Laura Rind-Menzel vom Zentrum für Integrationsstudien mit diesen Angeboten auseinander und fragt u.a.:

Sind jene Angebote aus politikdidaktischer Perspektive wirklich geeignet, um Menschen bei der Integration in Deutschland zu unterstützen? Wie können angemessene Lernangebote für geflüchtete Menschen aus politisch bildnerischer Sicht aussehen, um Menschen mit Fluchterfahrungen Teilhabe zu gewähren?

Ziel des Forschungsprojektes ist es, Bildungsprozesse über politische und gesellschaftliche Gegenstände so zu gestalten, dass geflüchteten Menschen Teilhabe in der Gesellschaft ermöglicht wird. Diesbezüglich soll das Forschungsprojekt Folgendes bieten:

  1. Begründete Hinweise für das Erstellen/ggf. Umstrukturieren von Materialien, die politische Bildung für Menschen mit Fluchtgeschichte ohne Einschränkungen ermöglichen sollen

  2. Einbringen von politikdidaktischer Perspektiven in den Integrationsprozess, Anschlussfähigkeit der politikdidaktischen Debatte an den Integrationsprozess

  3. Neue Erkenntnisse aus der Praxis und anderen Disziplinen für die politische Bildung: Erweiterung des Diskurses und der Perspektivenvielfalt bezgl. Integrativer Konzepte in der Politikdidaktik

Laura Rind-Menzel

Nachrichten aus dem ZfI-Netzwerk

Am Zentrum für Integrationsstudien sind Forscher*innen aus allen fünf Fakultäten des Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften der TU Dresden und darüber hinaus beteiligt. Nachrichten aus diesem Netzwerk werden in dieser Rubrik zur Verfügung gestellt.

DAAD-Promotionsstipendiat erforscht Sprachbiographien türkischstämmiger Migrant*innen

Shouta Tanaka von der Gakushuin Universität in Tokyo erforscht gefördert mit einem Promotionsstipendium des DAAD in den nächsten zwei Jahren Sprachbiographien und Sprachbewusstsein türkischstämmiger Migrant*innen in Deutschland. Hierfür wird er eine Fragebogenerhebung und sprachbiographische Interviews in mehreren deutschen Städten durchführen. Betreut wird er von ZfI-Netzwerksmitglied Prof. Dr. Joachim Scharloth (Professur für Angewandte Linguistik am Seminar für Germanistik).

35. Romanistentag in Zürich zum Thema: Dynamik, Begegnung, Migration

Vom 8.-12. Oktober 2017 organisieren ZfI-Mitglied Prof. Dr. Maria Lieber und PD Dr. Christoph Mayer vom Institut für Romanistik der TU Dresden anläßlich des 35. Romanistentages in Zürich (Thema: Dynamik, Begegnung, Migration) eine interdisziplinäre Sektion zum Thema "Flüchtlinge? Zur Dynamik des Flüchtens in der Romania".

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Termine

Eine Übersicht aktueller Veranstaltungen des Zentrums für Integrationsstudien finden Sie auch unter Veranstaltungen auf unserer Webseite.

Mai bis Juli 2017

Ringvorlesung: Politik und Kultur in Zeiten der Ungewissheit

Unsere Gegenwart ist von tiefgreifenden Verunsicherungen geprägt. Gesichert geglaubte Weltbilder, Wertvorstellungen und tradierte Wissensordnungen wurden erschüttert, und die Euphorie der Jahre 1989/90 ist verflogen. Das gilt für den vermeintlichen Siegeszug der Demokratie ebenso wie für die bisherige Selbstwahrnehmung des „Westens“ als Impulsgeber für Fortschritt und Entwicklung. Hinzu kommen geopolitische Krisen, die das Empfinden von unkontrollierbaren Veränderungen verstärken. Bereits zum dritten Mal lädt die Ringvorlesung „Kultur und Politik in Zeiten der Ungewissheit“ zwischen Mai und Juli 2017 führende Wissenschaftler und Intellektuelle ein, zu großen Fragen unserer Zeit Stellung zu beziehen und – wo möglich – neue Wege zum Umgang mit Ungewissheit aufzuzeigen. 

Die Ringvorlesung „Politik und Kultur in Zeiten der Ungewissheit“ ist ein gemeinsames Projekt der TU Dresden (Zentrum für Integrationsstudien), des Deutschen Hygiene-Museums Dresden, des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im Rahmen von DRESDEN-concept – Kultur und gesellschaftlicher Wandel. mehr

22. Juni 2017, SLUB

International Conference “Taboo and Transgression. The Power of the (Un)Told in Post-Migrant Society”

Am 22. Juni 2017 findet die internationale Konferenz "Taboo and Transgression. The Power of the (Un)Told" statt. Im Vordergrund der vom Zentrum für Integrationsstudien organisierten Konferenz stehen Fragen wie Tabu und Transgression im Kontext von Integrationsprozessen wirken und gesellschaftliche Transformationsprozesse auslösen können. Im Rahmen der Tagung werden folgende Fragen diskutiert:

  • Welche Tabus und Transgressionen tauchen v.a. in Migrations- und Integrationsprozessen auf?

  • Welche Tabus stellen Hemmnisse für Integrationsprozesse dar?

  • Welche Tabus gibt es im Kontext von Flucht und Migration?

  • Wie verhalten sich Tabu und Transgression zueinander?

  • Welche Form von Transgression hemmen Integration? Welche fördern sie?

  • Wer ist in der Position, Tabugrenzen überschreiten zu können?

Die Tagung wird in englischer Sprache durchgeführt. mehr

3.-7. Juli 2017, Deutsches Hygiene Museum Dresden

Summer School: Vocational Integration

Vom 03. bis 07. Juli 2017 findet die internationale Summer School "Vocational Integration in Post-Migrant Society" statt. Als eine der größten gesamtgesellschaftlichen Aufgaben im Einwanderungsland Deutschland gilt die Integration von Menschen jeglicher Zugehörigkeiten (Ethnie, Alter, Geschlecht etc.) in eine als inklusiv verstandene Gesellschaft. Die Potenziale einer pluralistischen Gesellschaft zu nutzen und zu fördern gilt als besondere Herausforderung. Das Ziel der Summer School 2017 ist es, aktuelle Felder, Gegenstände, Phänomene und Probleme im Themenfeld Integration und Arbeit aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven zu analysieren und zu diskutieren.

Zur Summer School werden internationale Doktorierende und Posdoktorierende eingeladen, alle Vorträge sind jedoch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Die Summer School wird in englischer Sprache durchgeführt. mehr 

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Tel: 0351 463 40628 | E-Mail: zfigsw@mailbox.tu-dresden.de

Herausgeberin: Dr. Karoline Oehme-Jüngling
Redaktion: Maria Galvez, Katharina Tietze