Lösungsvorschlag zu Aufgabe 5.17.

So hat die Autorin, Elisabeth Lazarou, ihr Sechs-Phasen-Phasenmodell für projektorientiertes Arbeiten selbst erläutert:

Sechs-Phasen-Phasenmodell für projektorientiertes Arbeiten

Phasenmodell

Phase 1: VORBEREITUNG

1. Schritt: Themensuche: Einstieg mit einem zu generierenden (zu entwickelnden) Thema

Hier geht es um Bewusstmachung und Entwicklung, das Thema wird erst am Ende der Stunde formuliert. Unterrichtsverfahren:

  • Wortigel/Assoziationen;
  • Fotos zeigen: Welches Thema gehört hierzu?
  • Fragenkatalog zu den Fotos: Was siehst du? Wer, wo, warum, wann? Was war vorher/nachher? Was ist außerhalb? Was sieht man nicht? Wer hat das Bild gemacht, warum usw.
  • Sprechblasen zu Fotos machen;
  • Fotos ausbreiten, die Lernenden gehen an den Fotos vorbei und wählen sich eins aus; beschreiben dann, was sie sehen, was sie fasziniert. Wörter/Stichpunkte werden angeschrieben;
  • Texte zu verschiedenen Aspekten des generativen Themas; die Lernenden werden in Gruppen eingeteilt, die die Texte überfliegen, Schlüsselwörter finden. Durch Auswahl der Texte können verschiedene Themenbereiche gefunden werden, Voraussetzungen sind Lesestrategien, Gruppenarbeit und Textverteilung ohne besondere Kriterien (einfach nach Sitzordnung in der Klasse; starke/schwache Schüler oder interessierte/weniger interessierte).

2. Schritt: Wortschatzarbeit

  • Wörter (gefunden anhand der Bilder oder Texte) in Felder ordnen/semantische Reihen bilden, z.B. geschichtlich, kulturell, privat/Alltag, geographisch, politisch, wirtschaftlich usw.;
  • Begriffe übersetzen/definieren;
  • Wortigel oder Fotos ergänzen;
  • Kontexte zu Bildern schreiben.

3. Schritt: Das globale bzw. generative Thema fokussieren

Einsatz von Zusatzmaterial, um den inhaltlichen und landeskundlichen Rahmen der Projektarbeit zu bestimmen. Hier muss das globale Thema herausgearbeitet werden.

Phase II: THEMENFINDUNG

4. Schritt: Entscheidung für ein Thema

Die Lernenden entscheiden sich selbst für eines der Unterthemen, die z. B. durch Wortigel, Fotos und Textbearbeitung gefunden wurden.

Hilfreiche Fragen:
Was ist allen Bildern und Texten gemeinsam? Unter welchem Thema könnte man sie zusammenfassen?

Phase III: KONKRETISIERUNG DES THEMAS

5. Schritt: Fragen formulieren

Arbeit mit Schülerinnen und Schülern:
Materialien und Denkanstöße geben. Eigenes Interesse ansprechen, Autonomie fördern. Hilfreiche Fragen: "Was wisst ihr schon? Was wollt ihr noch wissen?" Recherchefragen und Vorgehensweisen in einem Arbeitsplan festlegen.

Arbeit mit Studierenden:

  1. Beobachtungsaufgaben, Arbeitsabläufe, Organisationsformen, das Organisieren selbst, eine Übungstypologie usw. reflektieren. Eventuell kann man mehreren Studierenden verschiedene Beobachtungsaufgaben geben und später in der Gruppe gemeinsam besprechen.
  2. Reflexion: Was war das wichtigste Ziel von Phase I, II und III? Was könnte/sollte man anders machen? (Arbeitsformen, Arbeitsplan, Zeitplan, Rolle des Lehrers/der Lehrerin:Steuerung, Lernerautonomie - auch in Bezug auf die Organisation - fördern).

Phase IV: Durchführung der PROJEKTARBEIT

Vor der "eigentlichen" Projektarbeit sollte eine Trainingsphase liegen, in der das WIE eingeübt wird. Die Lernenden sollen hier die folgenden Kompetenzen erwerben: Fragen selbst formulieren und Antworten suchen, Nebensächliches und Hauptsächliches unterscheiden, mit Fotoapparat, Kassettenrecorder und eventuell Videokamera umgehen lernen, einen Arbeitsplan erstellen, das eigene Lernen evaluieren usw. Manche dieser Arbeitstechniken können auch schon in Phase III angewandt werden. Das hängt vom jeweiligen Thema und der angestrebten Präsentation ab.

6. Schritt: Informationen/Materialien sammeln

Wichtige Gesichtspunkte:

  • Authentische Materialien;
  • Multimediale Quellen:
  • Recherche vor Ort/Straßeninterview;
  • Pro Gruppe einen Arbeitsplan erstellen: Was ist das Ziel, wer macht was wann soll es fertig sein? Ein solcher Plan ist ein Leitfaden für die Arbeit selbst, aber auch für die Evaluation.
  • Fragenkataloge erstellen: Was wollen wir zum Thema wissen? Ein Fragenkatalog sollte exemplarisch für eine "Unterthema"-Gruppe in der Klasse erarbeitet werden, damit die Technik deutlich wird.
  • Formbriefe schreiben: Kontakt aufnehmen zu Behörden/ Institutionen;
  • Interviews in der Klasse vorher vorbereiten und üben lassen; (Zu beachten: Bei einem Interview geht es zu 60% um nonverbale Signale, Der Partner muss 'aufgewärmt' werden, darf sich nicht überfallen fühlen. Die sechs wichtigsten W-Fragen sollten enthalten sein.)
  • Zu den Aufnahmetechniken (Video, Foto, Interview, Dias), wenn möglich, Experten einladen.

7. Schritt: Materialien ordnen und bewerten

Wichtige Gesichtspunkte:

  • Zielgerichtete Auswahl für die Präsentation treffen. Hilfreiche Fragen:
    a) Bestimmt die Kriterien, nach welchen ihr aus den Materialien auswählen möchtet. Mögliche Kriterien: Was ist für das Thema wichtig? Was hat die größte Aussagekraft? Ist die graphische Qualität gut?
    b) Welche Formen der Präsentation hast du/habt ihr gewählt? Welche Materialien ermöglichen eine möglichst präzise Darstellung des Themas?
  • Informationen, z. B. Interviews in einem Raster/ einer Statistik verarbeiten.

8. Schritt: Materialien bearbeiten für die Präsentation

Mögliche Formen der Präsentation:
Dossier, Wandzeitung, Collage, Broschüre, Interviews, Tabellen, Rollenspiele, Pantomime, Theater, Video, Tonband, Zeichnungen, Comic Strip, Tagebuch, Gedicht, Zeitung usw.

Für die Vorbereitung der Präsentation sollte genügend Zeit und Raum zur Verfügung stehen. Wenn möglich, sollte das ganze Klassenzimmer (zeitweilig) als Ort der Recherchen (Zollstation, Disko, Flusslandschaft) eingerichtet werden. Dies muss frühzeitig in den Arbeitsplan (siehe Schritt 5) aufgenommen werden.

Phase V: PRÄSENTATION und BEWERTUNG

9. Schritt: Präsentation und Bewertung der Produkte

Möglichkeiten der Präsentation:

  • Ausstellung der Produkte;
  • Gruppen- oder Einzelpräsentationen;
  • Vorstellung der Produkte am Elternabend und/oder vor dem Lehrerkollegium;
  • Bericht über das Projekt in der Lokalzeitung.

Eine Bewertung der einzelnen Produkte sollte in jedem Fall stattfinden: Lernende sehen in der Bewertung auch, dass ihre Arbeit ernst genommen wird. Allerdings braucht sich die Bewertung nicht in einer Note niederzuschlagen. Vor allem dort, wo das Projekt auf die Änderung einer Einstellung/Haltung abzielt, ist eine Note sogar unmöglich, Neben kognitiven (Teil-)Zielen soll projektorientiertes Handeln evaluiert werden. Das Erreichen der Handlungsziele selbst ist dabei sekundär.

Phase VI: GESAMTEVALUATION

10. Schritt: Abschlussbesprechung

Arbeit mit Schülerinnen und Schülern:
Evaluation des Arbeitsplans (Produkt und Präsentation), ergänzt durch Fragen zum Verlauf (Prozess): Was wollten wir? Wie haben wir es gemacht? Was ging gut/schlecht? Wie können wir es besser machen? (Plenumsdiskussion)

Arbeit mit Studierenden: Evaluation des Arbeitsplans einschließlich Fragen zum Verlauf, zusätzlich Fragen nach der Lehrerrolle in jeder Phase (Arbeitsformen, Begleitung, Gruppendynamik, technische Schwierigkeiten . Die Studierenden sollten sowohl Organisatorisches und Inhaltliches reflektieren als auch aktiv an der Evaluation teilnehmen. Ziel ist es, die Studierenden in ihrer zukünftigen Rolle als Lehrerinnen und Lehrer zur Durchführung solcher Projekte zu motivieren, nach dem Motto:

Spurensuche endet nicht, sondern entdeckt, "generiert", immer neue Spuren.


Quelle: Elisabeth Lazarou: Projektorientierter Deutschunterricht "Denk-Mal". Ein Trichter zeigt, wie man's macht. - In: Fremdsprache Deutsch, Heft 18 (=1/1998), S. 38 - 41; der folgende Auszug stammt von den Seiten 40 und 41:


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