Landeskunde als Kulturwissenschaft nach Altmayer
(2007)
Wissenschaften definieren sich primär über ihr
erkenntnisleitendes Interesse an ihrem Forschungsgegenstand. Der
Gegenstand kulturwissenschaftlicher Forschung im Rahmen von Landeskunde
definiert sich jedoch vom Interesse an einer Erleichterung/ Verbesserung
landeskundlicher Lernprozesse: Landeskunde sollte bei Lernern eine
tiefergehende Verstehens und Verständigungskompetenz für
deutschsprachige Texte und Diskurse entwickeln, so dass sie diese
angemessen verstehen und angemessen zu ihnen Stellung nehmen können.
Beispiel aus einem DaF-Lehrwerk:
Die Lernenden lernen hier Fakten, sie lernen aber nicht, sich damit
kritisch auseinanderzusetzen. Dazu wäre eine tiefergehende
Beschäftigung mit den Gründen für den demographischen Wandel, also
mit
kulturellen Deutungsmustern wie 'Familie',
'Selbstverwirklichung', Karriereplanung' oder ' Vereinbarkeit von
Familie und Beruf' notwendig. Verstehensprobleme entstehen v.a. durch
das, was wir in der Kommunikation an (kulturellem) Wissen voraussetzen.
Landeskunde als Kulturwissenschaft soll solche Verstehensprobleme
minimieren helfen.
Landeskunde als Kulturwissenschaft hat es nicht mit Fakten und Zahlen,
sondern vor allem mit
'kulturellen Deutungsmustern' zu
tun. „Sie muss Lerner dazu anregen und befähigen, das ihnen
Vertraute gelegentlich in Frage zu stellen, die ihnen verfügbaren
Muster umzustrukturieren, zu erweitern oder zu ergänzen, die in
deutschsprachigen Texten und Diskursen implizit verwendeten Muster zu
identifizieren und mit ihren eigenen Mustern in eine möglichst
produktive Beziehung zu bringen“ (Altmayer 2007, S.18).
Quelle: Claus Altmayer: Von der Landeskunde zur
Kulturwissenschaft ? Innovation oder Modetrend? In: Germanistische
Mitteilungen 65 / 2007, S. 7 - 21